Im Vogelreservat Cap Sizun
Etwa auf dem halben Weg von Douarnenez zum Point du Raz zweigt rechts eine kleine Straße ab, die zunächst noch durch Felder, dann durch die Heide zum Vogelschutzgebiet und –reservat Cap Sizun führt. Die Straße endet auf einem kleinen Parkplatz. Von hier aus wird einige Wochen im Frühjahr und dann nach dem Brutgeschäft im Sommer der Zugang zu dem eigentlichen Vogelschutzgebiet gewährt.
Auf einem angelegten Rundweg wird der Wanderer zu den steil abfallenden Klippen geführt. Jetzt im April hat die Landschaft ein gelbes Kleid aus Stechginster angelegt. Ein kleiner Bach hat auf seinem Weg zum Meer sein Bett tief in die Klippen gegraben. Unter uns tost die Brandung und nagt an den Granitfelsen. Bei Ebbe sehen wir die riesigen Granitblöcke, die im Laufe der Zeit aus der Wand gebrochen sind, im Wasser liegen. Tang und Algen, die darauf siedeln, färben sie schwarz. Bei Flut sind die Steine Wellenbrecher, die die Gicht meterhoch spritzen lassen. Ein gigantisches Schauspiel!
Und dann sehen wir die Hauptakteure: Dreizehenmöwen, Silbermöwen, Kormorane bevölkern bereits im April in großer Zahl die Steilwände. Jede kleine Nische, jeder kleine Vorsprung wird als Nistplatz besetzt. Groß ist das Gezeter, vermeintliche Konkurrenten auf Abstand zu halten, gilt es doch, den besten Platz zu erhaschen. An der Wand herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, freudiges Begrüßen der Paare und durchdringende Schreie. Die gewandten Flieger landen zielgenau auf den schmalen Felsbändern. Wir entdecken aber auch ein abgestürztes Opfer, das tot in die Tiefe liegt .
Weiter draußen auf dem Meer zieht ein kleiner Fischkutter seine Bahn, gefolgt von einem großen Schwarm Möwen. Noch ist der Tisch reich gedeckt. Doch die Gefahr ist groß. Nur 30 Seemeilen vor der bretonischen Küste liegt eine der meistbefahrensten Schifffahrtsrouten der Welt und es gab bereits genügend Katastrophen in der Vergangenheit, 1978 der Untergang der Amoco Cadiz und 1999 die Erika.
Zurück auf dem Parkplatz führt uns ein zweiter Weg zu einer Brutkolonie von Trottellummen. Es ist das südlichste Vorkommen dieser Vögel in Europa. Ihre Verwandtschaft mit den Pinguinen erkennen wir auf den ersten Blick. Nur im Gegensatz zu diesen sind die „Pinguine des Nordens“ gewandte Flieger. Wie ihre Vettern in der Antarktis legen auch sie nur ein einziges Ei, das sie zwischen Füßen und Bauchgefieder ausbrüten.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz begegnen uns noch einige Schafe einer alten bretonischen Haustierrasse, die hier in diesem Reservat am Leben erhalten wird
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Als „lebende Rasenmäher“ halten sie der Verbuschung der Heide einhalt. In der Ferne hören wir den sonoren Ruf eines Kolkrabens, der irgendwo in der Weite der Landschaft seine Kreise zieht. |